Wie bereits von Siem Reap nach Battambang benutzen wir auch für die Weiterfahrt in die Hauptstadt den Bus, den wir uns am Abend vorher von unserem Hotel haben ordern lassen. Nach unserer letzten Nacht in Battambang sagen wir „Auf Wiedersehen“ und befinden uns bereits morgens in einem kleinen Bus nach Phnom Penh.
Wie es sich für eine Hauptstadt mit einem König als Staatoberhaupt gehört hat auch Phnom Penh einen Königspalast. Wer nun aber mit einem Prachtbau wie dem Königspalast in Bangkok rechnet, der wird enttäuscht sein. Der Palast in Kambodscha ist bei weitem nicht so bunt und überladen, aber trotzdem einen Besuch wert.
Direkt an den Königspalast in Phnom Penh gliedert sich der Silberpagoden-Komplex an. Ihren Namen hat dieses Gebäude nicht etwa wegen einer silbernen Pagode, nach der sicher schon so mancher Ausschau gehalten hat. Der Name rührt von dem Boden der Pagode her, der aus mehr als 5.000 Silberfliesen (zu je 1kg Silber) besteht. Was sich spektakulär anhört, ist in Wirklichkeit ernüchternd. Ein Großteil der Fliesen ist mit Teppichen abgedeckt und das was man sieht, haut einen auch nicht gerade vom Hocker. Allerdings ist das Gelände um die Silberpagode und den Palast schön angelegt und es gibt einiges zu entdecken.
Nachdem wir uns das Palastgelände in Phnom Penh angeschaut haben, schlendern wir durch die Stadt. Das machen wir auf all unseren Asienreisen so. Bei einem ziellosen Umherwandern entdeckt man meist die kuriosesten Dinge und sieht am meisten vom Leben der Menschen. Oft stößt man auch auf Märkte, welche eigentlich immer reizvoll sind.
Wer durch Phnom Penh schlendert, stößt meist früher als später auf die Uferpromenade. Der Mekong, einer der gewaltigsten Ströme der Welt, fließt durch diese Stadt.
Mit einer Gesamtlänge von rund 4.500 km fließt er durch 6 Länder Asiens bevor er in Vietnam ins Meer mündet.
In Kambodscha ist seine Reise fast zu Ende. Dementsprechend viel Wasser führt der Mekong in diesem Land bereits. In Phnom Penh fließt auch der recht große Fluss Tonle Sap, an dessen Anfang sich der große gleichnamige See befindet, in den Mekong.
Den nächsten Tag bricht an und das heutige Programm wird uns lange sehr präsent in Erinnerung bleiben. Wir haben diesen Tag ganz der traurigen Geschichte Kambodschas gewidmet, nämlich der furchtbaren Zeit unter der Herrschaft Pol Pots und seinem Gefolge. Was hier dem kambodschanischen Volk angetan wurde ist vergleichbar mit den Verbrechen der Nazis in Deutschland.
Wir wollen diesen Beitrag nicht mit geschichtlichen Einzelheiten sprengen, wenn ihr aber mehr über die Roten Khmer wissen wollt, dann klickt einfach hier.
Die erste Anlaufstelle ist das Tuol Sleng Museum. Das Gebäude war ursprünglich eine Schule und wurde von den Roten Khmer zu einem Gefängnis umfunktioniert. Es bekam den Namen S-21. Viele Menschen wurden hier einquartiert, gefoltert und getötet. Wer im S-21 landete kam nicht mehr lebend raus. Als die Vietnamesen einmarschierten fanden sie lediglich 7 Überlebende.
Im Inneren des Toul Sleng ist das Fotografieren verboten. Es erscheint uns auch richtig. Man sieht viele einzelne Inhaftierungsräume, teils mit verrosteten Bettgestellen die zum Teil mit Handschellen ausgestattet sind. Man sieht die Dokumente der Roten Khmer mit Bildern der Gefangenen. Die Umgebung wird erdrückend und trist. Es ist kein schöner Ort. Ein Mahnmal an die Menschheit.
Wenn euch die Örtlichkeit interessiert und ihr wissen wollt, wie es da aussieht, schmeißt einfach Mr. Google an.
Nach dem Besuch des Tuol Sleng Museums fahren wir zu den nahe gelegenen Killing Fields. Die Stimmung ist ohnehin schon gedrückt, aber das Grauen setzt sich hier ununterbrochen fort. Auf diesem Areal wurden ungefähr 17.000 Menschen hingerichtet und in Massengräbern verscharrt. Man durchschreitet dieses Gebiet, sieht die ausgehobenen Gräber und eine riesige Stupa von oben bis unten mit Menschenschädel gefüllt. Wir folgen dem vorgegebenen Weg zwischen den Gräbern hindurch und teils kommen alte Kleidungsfetzen unter unseren Füssen hervor. Die windbedingte Erderosion fördert noch heute Kleidungsstücke und Gebeine zu Tage, die alle 14 Tage aufgesammelt werden. Wir sehen auch einen Baum, der sogenannte Killing Tree. Daneben ein Grab, in denen Knochen von Kleinkindern und Säuglingen gefunden wurden… Wozu dieser Baum herhalten musste verraten die deformierten Schädelknochen der Opfer.
Was hier geschah, lässt einem trotz 40°C das Blut den Adern gefrieren…
Nach diesem Tag können wir den Abend nicht mehr so richtig genießen. Die Stimmung ist gedrückt und wir können uns noch nicht mal auf die kommenden Tage freuen. In dieser Nacht will der Schlaf nicht kommen und die morgige Fahrt nach Kampot und an die Küste scheint in weiter Ferne zu liegen.