Koh Kut (oder auch Kuh Kood geschrieben) gehört zum östlich gelegenen Koh Chang Archipel im Golf von Thailand in unmittelbarer Nähe zu Kambodscha. Obgleich Koh Kut Thailands viertgrößte Insel ist, ist sie touristisch kaum erschlossen. Die Nähe zu Kambodscha führte dazu, dass hier viel Schmuggel stattfand und sich der Tourismus lieber auf Inseln wie Koh Samui oder Koh Phi Phi konzentrierte. Erst langsam wagen sich die Touristen auch nach Koh Kut. Dementsprechend präsentiert sich die Insel noch recht jungfäulich.
… ist es nicht gerade ein Katzensprung. Aus diesem Grunde haben wir uns für die Anreise per Flugzeug entschieden. Aber auch das läuft nicht so einfach wie zuerst gedacht. Der Flughafen bei Trat, von wo man auf die Inseln übersetzen kann ist in privater Hand und wird ausschließlich von den Bangkok Airways angeflogen. Das Ganze geht auch nicht per Direktflug sondern mit Zwischenstopp in Bangkok am Suvarnabhumi Airport. Da wir so früh wie möglich da sein wollen, fliegen wir abends in Chiang Rai los, nächtigen in Bangkok und fliegen dann nach Trat.
In Chiang Rai geht’s zum Flughafen und mit einer kleinen Boeing nach Bangkok. Wir haben ja wirklich schon einige Flüge hinter uns, aber dieser ist mit Abstand der Schlimmste, den wir bislang erlebt haben. Von Anfang bis Ende wird dieser Flug von Turbulenzen begleitet und mehr als einmal schwitzen wir Blut und Wasser. Erleichtert aber mit flauem Magen landen wir sicher in Bangkok. Da es sich um einen Inlandsflug handelt, bleibt uns die Immigration erspart und wir sitzen schnell im Taxi, das uns zu unserem Hotel bringen soll.
Wir müssen ins BS Residence Suvarnabhumi und nennen dem Taxifahrer den Namen unseres Hotels. Nuschelnd wiederholt er den Namen und los geht’s. Wie immer ist unglaublich viel Betrieb am Suvarnabhumi Airport, der Drehscheibe Asiens, und wir kommen nur zögerlich voran. Aber selbst bei dem Verkehr kommen uns die 3,2 km Entfernung doch ziemlich weit vor. Endlich am Hotel angekommen bezahlen wir den Taxifahrer, nehmen unsere Rucksäcke und gehen ins Hotel zur Rezeption. Schick ist es, unser Hotel. Totschick. Eigentlich viel schicker als wir es gewohnt sind. Als die Dame an der Rezeption unsere Buchung verneint, wird unsere Befürchtung bestätigt. Falsches Hotel, wir sind im Great Residence Hotel* gelandet.
Na prima, nach dem nervenaufreibendem Flug jetzt noch im falschen Hotel, der Taxifahrer samt Kohle weg. Die nette Dame ruft ein neues Taxi und gibt uns zu verstehen, dass das wohl öfter vorkommt. Das Taxi kommt, wir verladen unsere Bags, steigen ein und zockeln nun den ganzen weiten Weg zurück zum Airport. Kurz bevor wir wieder zu den Zufahrten der Terminals sind, biegen wir ab und sind auch schon am BS Residence angekommen. Das Hotel ist zwar nicht ganz so totschick aber dennoch super und empfehlenswert, wenn man in unmittelbarer Nähe des Flughafens übernachten will.
Am nächsten Morgen geht’s früh los. Wir lassen uns zum Airport bringen, checken ein und steigen in einen Bus, der uns zu unserem Flugzeug bringt. Wir fahren über das riesige Gelände des Airports, vorbei an großen Boeings und mehreren A 380, immer weiter, immer weiter und je weiter wir fahren umso kleiner werden die Maschinen bis wir gefühlt am Ende des Flughafengeländes sind, wo unser Flieger bereit steht – eine kleine Propellermaschine. Mit sowas bin ich noch nie geflogen. Das Ding ist so winzig, dass man mit nur 4 Stufen im Flugzeug ist.
Wir landen mit etwas Verspätung in Trat. Aus dem Fenster sehen wir den Flughafen – naja, es ist eher ein kleines Häuschen mit einer Mini-Landebahn. Du grüne Neun, die soll reichen?! – ja, tut sie. Nun ist uns auch klar, wieso wir mit so einer kleinen Maschine geflogen sind. Eine größere hätte hier niemals landen können. Genau so winzig wie die Landebahn ist das Flughafengebäude. Hier gibt es noch nicht mal ein Kofferband. Das Gepäck wird einfach auf ein kleines Podest gelegt und fertig. Angesichts der geringen Personenzahl ist das auch kein Problem.
Wir regeln direkt am Flughafen die Weiterreise nach Koh Kut und ein Blick auf die Uhr sagt uns: „Das wird knapp.“ Wir haben nur rund 30 Minuten bis zur Fähre und der Reiseveranstalter, über den der Transfer läuft, drängt gewaltig. Der Fahrer des kleinen Busses drückt mächtig auf die Tube und wir sausen an zahlreichen Kautschukplantagen vorbei. Natürlich kommen wir rechtzeitig an – von Thailand habe ich nichts anderes erwartet. Hier läuft’s immer!
Wir setzten mit einer großen Fähre über und sind binnen einer weiteren Stunde am Anleger von Koh Kut. Dort werden wir mit vielen anderen in ein viel zu kleines Taxi gequetscht – auch hier haben wir nichts anderes erwartet – und fahren zu unserem Hotel, dem A-Na-Lay Resort.
Zum Hotel selbst lässt sich sagen: Toplage, ein Hotel mit richtig viel Potential mit eigenem Strandabschnitt und Steg. Leider ist die Anlage etwas in die Jahre gekommen. Einige Renovierungsmaßnahmen würden dem Ganzen schon gut tun.
Nach der doch schon etwas anstrengenden Anreise tun zwei Tage am Strand einfach gut.
Außerdem schließen wir hier auch eine „wunderbare Freundschaft“. Ein Hundemädchen besucht uns bereits am ersten Tag an unserer Liege und nachdem wir sie mit etwas Keks versorgen, wird sie uns auch die nächsten Tage oft begleiten sobald wir uns in der Hotelanlage aufhalten. Wir nennen die Kleine „Stinkemäuschen“ da sie zwar supergoldig ist, aber dringend ein Bad benötigt. – Tja, wir sind eben Hundemenschen durch und durch.
Der Standabschnitt des A-Na-Lay ist eine kleine Bucht. In der Mitte kann man wunderbar im weichen, weißen Sand ins warme Wasser waten. An den Seiten tummeln sich in zwischen den Steinen unzählige Fische, was das Schnorcheln zum Erlebnis werden lässt. Insbesondere unter dem Steg, wo offenbar oft gefüttert wird, steppt der Bär.
Nach zwei Tagen auf der faulen Haut wird’s so langsam etwas langweilig an unserem Strand und unser Reiseführer verrät uns, dass nur ein paar Hundert Meter die Straße entlang eine deutschsprachige Tauchschule ist. Dort buchen wir für den kommenden Tag zwei Schnuppertauchgänge. Ähnliches haben 2012 schon auf Koh Phangan gemacht und waren so begeistert, dass wir es nun unbedingt wiederholen wollen.
Einen Tag später finden wir uns aus dem Tauchboot der Paradise Divers wieder und steigen mit Pressluftflasche und Bleigurt hinab bis in 10m Tiefe. Einfach faszinierend, einfach spitze!
Unabhängig von der tollen Unterwasserwelt sind unsere Tauchplätze auch vom Boot aus betrachtet einfach wunderbar.
Am Tag nach unseren Tauchgängen klappern wir die drei Wasserfälle der Insel ab. Mit angemietetem Rollerchen geht’s los.
Während die ersten beiden wirklich gut erreichbar sind, liegt der dritte weit im Inselinneren und ist nur über Schotterpiste erreichbar. Es gestaltet sich schon schwierig, von der normales Straße die Einbiegung zur Schotterpiste zu finden. Dann geht es (gefühlt) kilometerweit auf der schmalen Piste durch den dichten Dschungel. Wir holpern mit unserem Rollerchen tapfer, bis wir am Fußweg zum Wasserfall angekommen sind.
Angesichts der Anfahrt verwundert es auch nicht, dass wir hier ganz alleine sind, während die ersten beiden recht gut besucht waren.
Hier verbringen wir auch die meiste Zeit. Die Naturkulisse ist wunderschön, nur das Plätschern des Wassers und das allgegenwärtige Zirpen der Grillen sind zu Hören. Hier sind wir ganz unter uns. Und während wir so da sitzen und über unsere restlichen Tage im schönen Thailand nachdenken kommt uns eine Idee. Eigentlich haben wir noch einen Zwischenstopp in Chantaburi geplant bevor wir nach Bangkok zurückfahren. Aber wir entschließen uns, diese Planung über’n Haufen zu werfen, den Aufenthalt auf Koh Kut zu verlängern und hier den Tauchschein zu machen… noch am Abend laufen wir wieder bei den Paradise Divers auf und bringen unser Vorhaben unter Dach und Fach.
Wir machen den Tauchschein nach dem in Australien sitzenden weltweit anerkannten Verband PADI. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Ausbildungsstufen. Wir fanden natürlich mit dem ersten an und werden uns nach Bestehen der Prüfungen „Open Water Divers“ schimpfen dürfen. Unsere Tauchschule versorgt uns mit Lernmaterial. Zudem stehen weitere Tauchgänge an. Wir lernen fleißig die Theorie, den Umgang mit der Ausrüstung, die Tauchtechniken machen wir im Pool und im offenen Meer…. Die Tauchgänge im Meer sind natürlich nach wie vor ein Highlight:
Es ist rund 4:00 Uhr morgens als wir von dem Gewitter, das über Koh Kut hängt, unsanft auf dem Schlaf gerissen werden. Angesichts der Tatsache, dass die Regenzeit Anfang November langsam der Trockenzeit weicht, wundert es uns nicht, dass es auch mal regnet. Tropische Regen sind auch ohnehin nicht mit denen in der Heimat zu vergleichen, da es warm bleibt und sie bei der hohen Luftfeuchte nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Allerdings hatten wir nicht mit dem gerechnet, was da gerade unmittelbar über unserem Bungalow zu hängen schien. Der Donner kracht in bislang unbekannter Lautstärke, dass wir fast aus den Betten fallen. Es ist so laut, dass der Bungalow leicht bebt und hinzu prasselt der Regen nur so auf’s Dach und auf unserer Veranda. Da Gewitter üblicherweise von kurzer Dauer sind, versuchen wir so gut es geht noch etwas zu schlafen, da am Morgen der nächste Tauchgang ansteht.
Es bleibt bei dem Versuch. Während in Deutschland der Gewitter-Schreck sich nach maximal zwei Stunden in Luft aufgelöst hat, denkt das thailändische Gewitter überhaupt nicht daran, sich zu verziehen. Und so scheppert und regnet es noch, als wir uns gegen 8:00 Uhr zum Frühstück begeben.
Trotz des miesen Wetters soll der Tauchgang stattfinden und mir ist nicht ganz wohl dabei. Aber just in dem Moment, als der Jepp uns abholt, lichtet sich die Wolkendecke, der Regen hört auf und die Sonne blitzt hindurch. Lediglich eine schlechte Sicht unter Wasser hat uns das Unwetter beschert. Das ist zwar ärgerlich, aber was soll’s.
Nach 4 weiteren Tagen sind wir nach bestandener Prüfung offizielle „Open Water Divers“. Hiermit haben wir die offizielle Bestätigung, dass wir fähig sind mit Buddy allein bis zu 18m Tiefe zu tauchen. Ob wir uns das zu trauen?! Von der Technik her grundsätzlich ja, aber angesichts der Tatsache, dass uns noch Übung fehlt und wir auch Tauchplätze weder alleine aufsuchen noch die Umweltgegebenheiten der Plätze kennen ist das Tauchen in Gesellschaft eines ortkundigen und geschulten Tauchers weiterhin zu empfehlen.
Nach sechs Tagen heißt es Abschied nehmen von Koh Kut. Ob wir wieder hierher kommen?! Koh Kut ist touristisch noch sehr unerschlossen. Dementsprechend gibt es nicht viel zu sehen, außer der unberührten Natur. Ja, die Insel ist sehr schön und auch für den empfehlenswert, der Entspannung sucht. Angesichts der Tatsache, dass über mehrere Hundert Inseln zu Thailand zählen wird die Wahl beim nächsten Thailandbesuch definitiv auf eine andere Insel fallen.