Von seiner Quelle im tibetischen Hochland legt der mächtige Mekong rund 4.600 km zurück und durchquert hierbei sechs südostasiatische Länder bis der schließlich im Süden Vietnams ins südchinesische Meer mündet. Er fließt jedoch nicht geradlinig ins Meer sondern - wie viele Flüsse - in der Form eines Deltas. Durch eine sehr langsame Fließgeschwindigkeit und der damit verbunden hohen Sedimentablagerung verteilen sich die Wassermassen auf der Landmasse und es entsteht ein Flussdelta. Mit einer Fläche von rund 70.000 Quadratkilometern zählt das Delta zu einem der größten auf diesem Planeten.
Und genau da wollen wir hin! Als Zielort im Delta haben wir uns Can Tho ausgewählt und können das kleine Städtchen mit gutem Gewissen weiter empfehlen. Bevor wir uns aber auf den Weg dorthin machen, bleiben wir noch eine Nacht in Saigon.
Unser Flug mit den Emirates geht von Frankfurt a.M. über Dubai nach Ho Chi Minh-Stadt, oder wie die Vietnamesen sagen, nach Saigon. Wir kommen abends in Saigon an und werden dort die Nacht verbringen um direkt am nächsten Tag ins Delta weiterzureisen. Saigon selbst heben wir uns für das Ende der Reise auf. Wir nächtigen im Hello Hotel*, welches zentral in Saigon liegt. Fußläufig erreichen wir ohne Probleme einen Markt, wo wir unsere erste vietnamesische Nudelsuppe futtern und eine frische Kokosnuss schlürfen.
Am nächsten Morgen wollen wir weiter nach Can Tho, das mitten im Mekong-Delta liegt. Geplant ist eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir fragen im Hotel, ob sie uns Bustickets besorgen und ein Taxi rufen können, das uns zum Busterminal fährt. Alles klar, wird erledigt und 20 Minuten später taucht ein Rollerfahrer auf. In Vietnam gibt’s keine TukTuks und uns wird klar, dass wir getrennt – einer nach dem anderen – zum Terminal fahren werden. Mit Unbehagen setze ich mich hinter den Fahrer und es geht los. Durch das Rollergewirr von Saigon, das den Verkehr Bangkoks locker in den Schatten stellt, kurvt mein Fahrer zielsicher Richtung Terminal. Ich kneife die Augen zu und irgendwann sind wir am Terminal, wo ich auf Michael warte… der nicht kommt, nicht kommt und immer noch nicht kommt.
Während ich warte, fragt mich einer der Angestellten am Terminal, ob ich nach Can Tho will. Ich bejahe und er will mich zu einem Bus schicken.
Halt! Stopp! Ich gehe nirgendwo hin ohne meinen Freund!!!
Der Mann schaut mich komisch an und zuckt mit den Achseln. Ich bekomme langsam ein „leichtes“ Stressgefühl. Wo ist mein Freund???? Ständig blicke ich aufs Handy – nichts! Gefühlte Stunden später kommt Michael endlich und wir sind wieder vereint. Zusammen steigen wir in den Bus und sehen der Fahrt ins Delta entgegen.
Weit gefehlt… der Bus fährt uns zu einem weiteren, viel viel größeren Terminal. Hier stehen wahnsinnig viele Menschen und mindestens 2 Dutzend große Reisebusse und einer ist unserer. Eine Durchsage verrät, wann welcher Bus wohin fährt. Dumm nur, wenn man kein Vietnamesisch spricht. Wir fragen jemanden, der aussieht als wäre er hier angestellt und als habe er Ahnung. Der Mann zeigt auf einen Bus in der Ferne und verschwindet in der Menge. Michael und ich blicken uns an. Wir haben keinen blassen Schimmer, welchen Bus er meint. Wir klappern also alle Busse ab und fragen nach. Irgendwann nickt einer der Fahrer… das wird er dann wohl sein, der richtige Bus, und wir steigen ein.
Wir sind nicht weit gekommen, als unser Bus eine Rast einlegt und an einer großen Markthalle hält. Ich steige mit einigen anderen Passagieren aus um zu schauen, was es hier alles gibt – Michael bleibt im Bus. Kaum bin ich ausgestiegen und ein paar Meter weit gegangen, setzt sich der Bus in Bewegung und fährt langsam an mir vorbei. Michael schaut mich ungläubig an, winkt noch einmal und schon biegt der Bus um die Ecke und ist verschwunden. Schon wieder alleine! Leicht panisch krame ich meiner Tasche nach meinem Handy und tippe eine SMS... Es dauert nicht lange und es vibriert: Michael – Gott sei Dank. Ich solle mir keine Sorgen machen, der Bus würde nur gerade hinter der Markthalle durch eine Waschstraße fahren. .. Bitte?!? .. Tatsächlich taucht der Bus wenige Minuten später glänzend und frisch geputzt wieder vor der Halle auf. Eins ist mir hier klar geworden: Ohne meinen Mann gehe ich hier nirgends mehr hin!!!
Rund zwei Stunden später sind wir endlich in Can Tho, vor dem Busterminal steht ein richtiges Taxi, das uns beide (!) zusammen (!) zu unserem Hotel fährt. Unser Hotel mit dem wohlklingenden Namen Tay Ho liegt direkt an der Uferpromenade, an einer von vielen, denn der Mekong ist hier so verzweigt, dass es mehr Wasser als Land gibt. Wir packen unsere Rucksäcke in unser Zimmer und ziehen umgehend los, die Stadt zu erkunden.
Abends buchen wir über unser Hotel* eine Bootstour durch einen Teil des Mekong-Deltas. Wir werden kurz vor Tagesanbruch losfahren, durch einen schwimmenden Markt schippern, zusehen wie Reispapier hergestellt wird (obgleich wir das bereits aus Kambodscha kennen) und durch schmale Seitenarme fahren.
Wir kommen dank des Jetlags kaum raus, morgens um 5:00 Uhr, aber wir wollen vor Sonnenaufgang auf dem Boot sein. Das schaffen wir und los geht’s!
Kaum dass der Tag anbricht, regt sich plötzlich munteres Treiben auf dem Wasser. Hier gibt es so gut wie alles an frischen Lebensmitteln zu kaufen was man sich vorstellen kann. Die Menschen aus der Umgebung leben hier wortwörtlich auf dem Mekong.
Das Delta ist mehr als nur ein Fluss, es ist Lebensraum für die Süd-Vietnamesen. Es gibt hier mehr Wasser als Landflächen, aber schaut einfach selbst.
Eigentlich das gleiche Spiel wie in Kambodscha. Aber mal kurz runter vom Boot – wieso nicht?
Hier findet ihr ein Rezept für selbstgemachte frische Frühlingsrollen, die aus diesem Reispapier gemacht werden. Einfach mal testen.
Wir haben Can Tho längst hinter uns gelassen und biegen von dem breiten Flussarm in einen schmalen Seitenarm ab. Wir sind nun mitten im Grünen. Hier wird etwas Landwirtschaft betrieben und ansonsten der Natur seinen freien Lauf gelassen. Es ist hier wunderschön.
Nachdem wir wieder ins Boot gestiegen sind, steht die Sonne hoch am Horizont. Wir fahren langsam zurück nach Can Tho. Der Markt hat sich mittlerweile aufgelöst. Während der Motor monoton brummt und das Boot leicht schwankt, müssen wir kämpfen, dass uns nicht die Augen zufallen. Der Jetlag lässt grüßen. Es war auf jeden Fall eine schöne und interessante Tour im grünen und belebten Mekong-Delta.
Wir können jedem, der nach Vietnam kommt, einen Besuch des Mekong-Deltas ans Herz legen. Ihr werdet es nicht bereuen.
Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen, bevor wir am nächsten Tag schon wieder auf der Weitereise sind.