Nach drei Tagen Angkor ist die Zeit für uns gekommen, dieser Region den Rücken zu kehren. Ob drei Tagen ausreichen? – Ja und Nein! Angkor ist so groß, dass wir lange nicht alles gesehen haben, was man sehen kann. Aber 3 Tage bei rund 35°C durch den Dschungel zu laufen und sich Steine anzuschauen ist genug. Außerdem haben wir so einen Grund, nochmals hin zu fahren.
Es gibt 2 Möglichkeiten, nach von Siem Reap nach Battambang zu reisen. Die übliche mit dem Bus oder man nutzt die Wasserwege und fährt über den großen See Tonle Sap und dann weiter einen Fluss entlang nach Battambang. Leider müssen wir den Bus nehmen. Grund sind die niedrigen Wasserstände. Wir sind mal wieder am Ende der Trockenzeit unterwegs und es hat wochenlang nicht geregnet. Über unser Hotel lassen wir uns einen Transfer buchen. Und am nächsten Tag fahren wir los – nach Battambang.
Sauber und gepflegt, liegt dieses Hotel mitten in Battambang. Das Banan-Hotel
Warum fahren wir eigentlich nach Battambang. Nun, eigentlich ist dieses Städtchen in der gleichnamigen Provinz nichts Besonderes. Aber das muss es auch gar nicht sein. Wir haben uns bewusst hierfür entschieden, weil wir Kambodscha abseits der Touristenpfade erleben wollten. Und es hat sich voll und ganz gelohnt. Wenngleich Battambang nicht derart vom Tourismus geprägt ist, wie Siem Reap gibt es zahlreiche Dinge zu sehen und die Stadt hat sich durchaus bereits auf Touristen eingestellt.
Unser Bus hält irgendwo in der Stadt an. Im Vorfeld waren wir noch nicht ganz sicher, wie wir zu unserer Unterkunft kommen sollten. Das Problem löste sich aber in Luft aus, als wir aussteigen und nahezu von einer Horde TukTuk-Fahrern überrannt werden. Wir wenden uns wahllos einem der jungen Männer zu und so lernen wir Tas-Tas kennen. Tas-Tas ist ein absoluter Glücksgriff, wie wir später noch herausfinden. Für’s erste kurvt er uns durch die Stadt und bringt er uns zu unserer Unterkunft. Dort vereinbaren wir, dass er uns am nächsten Tag durch die Gegend fährt. Wo es hingeht?! Das überlassen wir Tas-Tas.
Nachdem wir eingecheckt haben, verbleibt uns noch der restliche Tag zur Besichtigung der Stadt. Wir schlendern ziellos durch die Straßen. Wie bereits gesagt, hat Battambang keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten aber wir wollen das Leben in der Stadt einfach sehen… und das haben wir:
Leider begegnen wir auch solchen Dingen.
Wie wir bereits wussten, haben die Roten Khmer große Gebiete Kambodschas vermient. Auch Angkor blieb nicht verschont, ist aber mittlerweile sicheren Fußes zu betreten. Das ist nicht überall so. Oft sieht man Warnhinweise. Genauso oft sieht man Menschen, die Opfer dieses teuflischen Werks wurden. Teils ohne Beine oder ohne Arme. Das alles ist den Roten Khmer zuzuschreiben, mit deren Taten wir in den kommenden Tagen noch öfter konfrontiert werden sollten.
… hat eine Menge zu bieten. Nach unserer ersten Nacht in der Stadt und einem guten Frühstück, erwartet uns bereits Tas-Tas – jener TukTuk-Faher, den wir am Tag zuvor wahllos aus der Menge gegriffen hatten – mit einem Schulbuch in der Hand. Der junge Mann ist kein Schüler mehr, aber er möchte lernen, um irgendwann vielleicht mehr zu sein, als ein TukTuk-Fahrer. Sein Englisch ist nicht perfekt, aber gut zu verstehen und auf jeden Fall besser als meins (Jacqueline‘s). Von seinen Englischkenntnissen werden im Laufe des Tages noch profitieren.
Der Bamboo Train ist heute nur noch für die wenigen Touristen da, die sich in diese Gegend verirren. Tatsächlich wurde der Zug früher auch zum Transport genutzt. Kurioserweise gibt es nur ein Gleis – für beide Fahrtrichtungen. Nun erklärt sich auch die simple Bauweise des Bamboo Trains. Er besteht nur aus 2 Achsen, die hintere mit Motor und einer geraden Fläche aus Bambus, ähnlich wie ein Floss. Kommt Gegenverkehr, wird eines der Gefährte ruckzuck abgebaut, einer kann dann weiterfahren, der andere wird wieder aufgebaut und weiter geht’s.
Nach dem Bamboo Train besuchen wir den Phnom Sampeau. Das ist ein großer Kalksteinfelsen auf dem mehrere Tempel errichtet wurden. Keine Ruinen wie in Angkor, sondern moderne Tempel. Bevor wir uns auf dem Weg nach oben machen besichtigen wir jedoch eine Gedenkstätte, die den Opfern der Roten Khmer gewidmet ist. Es ist eine Höhle am Fuße des Berges. Tas-Tas erzählt uns, dass hier Menschen durch einen Felsspalt in der hohen Decke der Höhle geworfen wurden und sie beim Aufprall starben. Angesichts dessen was wir sehen, schenken wir den Erzählungen Glauben. Wir werden zum ersten Mal direkt mit dem schrecklichen Genozid der Roten Khmer konfrontiert – und es macht uns traurig.
Die Sonne steht hoch, als wir auf den Berg Phnom Sampeau aufsteigen. Ein steiler Weg führt nach oben. Oben angekommen werden wir mit einem sagenhaften Ausblick auf die Landschaft und wunderschönen Tempelbauten belohnt:
Das erste Mal in meinem Leben sehe ich hier auch wildlebende Affen. Die Makaken sind aber eigentlich überhaupt nicht so wild. Sie haben sich wunderbar auf das Leben mit dem Menschen hier oben angepasst und wie man dem ein oder anderen Affen ansieht, profitieren sie auch ordentlich davon.
Die Sonne neigt sich langsam Richtung Horizont als wir die Tempelanlagen verlassen und zum Fuße des Kalksteinfelsens zurückkehren. Tas-Tas hatte uns im Vorfeld mitgeteilt wir sollen vor Sonnenuntergang wieder unten sein. Unten angekommen ist die Dämmerung bereits angebrochen und vor unseren Augen läuft plötzlich ein Naturspektakel ab. Unzählige Fledermäuse verlassen die Höhlen und machen sich auf zur nächtlichen Jagd. Wir vermögen kaum einzuschätzen wie viele Fledermäuse ihre Wohnstätte verlassen, aber es dürften Millionen sein.
Wir verlassen Phnom Sampeau und fahren der untergehenden Sonne entgegen. In der Ferne sieht man einen der großen Fledermausschwärme. Und uns wird klar:
Kambodscha, du bist so viel mehr als nur Angkor!!!
Auch für den nächsten Tag sind wir mit Tas-Tas verabredet. Dieses Mal wollen wir uns wir das einfache Leben auf dem Land erleben. Tas-Tas hat auch schon eine Idee wo es hingehen soll. Zuerst fahren wir mit dem Tuk-Tuk zu einem Tempel unmittelbare Nähe der Stadt. Aus irgendeinem Grund herrscht hier reges Treiben und es macht Spaß, den Menschen zuzusehen.
Hier führt Tas-Tas uns zu einem kleinen Gebein-Haus. Mal wieder ein trauriges Andenken an die Opfer der Roten Khmer. Auf dem unteren Teil des Hauses ist die Geschichte in Stein geschlagen. Tas-Tas erzählt uns etwas über diese grauenvolle Zeit unter Pol Pot, dem „Bruder Nr. 1“ wie er genannt wurde, dem Kopf der Roten Khmer.
Wir fahren weiter zwischen abgeernteten Reisfeldern hindurch und durch kleine Siedlungen. Wir werden Bauern bzw. Menschen besuchen, die sich der Herstellung von verschiedenen Lebensmitteln verschrieben haben.
Zuerst schauen wir uns an, wie Sticky Rice gemacht wird. Sticky Rice ist das asiatische Pendant zu unserem Milchreis. Es ist ein Klebereis, der in Bambusstäben mit Kokosnussmilch gekocht wird und er schmeckt einfach fantastisch. Man kauft den Reis in den Bambusstäben, in denen er gekocht wurde; somit ist das Ganze auch noch umweltfreundlich.
Weiter geht’s zu einer „Rice-Paper-Fabrik“. Rice-Paper, Reispapier, ist üblicherweise das, worin die Frühlingsrollen eingewickelt werden. Diese sind übrigens frisch mit einer süß-sauren Soße ein Genuss. Frisch bedeutet kalt und ungegart (Fleisch oder Garnelen sind natürlich im Vorfeld gekocht worden). Diese Frühlingsrollen sind in Kambodscha überall zu kriegen und solltet ihr unbedingt mal testen.
Wir haben auch schon mehrmals frische Frühlingsrollen selbst gemacht… hier geht’s zum Rezept.
Der nächste Stopp ist nichts für empfindliche Näschen! Wir werden nun sehen, was die Khmer in jedes Gericht reinkippen, damit es ordentlich gewürzt ist – nämlich Fisch! Eigentlich will ich gar nicht wissen, wie Fischpaste hergestellt wird und höre nur mit halbem Ohr zu. Zudem raubt mir der Geruch den Atem. Lecker ist irgendwie anders… trotzdem schmeckt das Essen in Kambodscha.
Unser letzter Stopp ist eine Reisweinbrennerei. Wir probieren auch diese klare kambodschanische Spezialität. Mit Wein hat dieses Gesöff wenig zu tun. Es brennt und schmeckt wie Schnaps. Vermutlich ist auch der Alkoholgehalt entsprechend hoch. Wir kaufen trotzdem etwas Reisschnaps – abgefüllt in einer Wasser-Plastikflasche. Typisch Kambodscha.
Nach unserem dortigen Besuch geht unsere Tour mit Tas-Tas zu Ende. Wir hatten mit ihm viel Spaß und er war ein toller Guide. Wir geben ihm ein schönes Trinkgeld und wünschen ihm alles Gute.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank, Tas-Tas.
Wieder zurück in unserem Hotel, essen wir erstmal zu Mittag. Unsere heutige Tour mit Tas-Tas hat nur einen halben Tag in Anspruch genommen und wir hatten geplant, den restlichen Tag am Hotelpool zu relaxen. Wie wir aber feststellen müssen, ist der Pool nicht in Betrieb. Also was tun mit dem angebrochenen Tag?! Wir zücken den Reiseführer – wir sind in Kambodscha übrigens mit dem Reiserführer von Loney Planet* unterwegs – und finden eine alte Tempelstätte unweit von Battambang entfernt.
Wir suchen uns ein Tuk-Tuk. Leider ist Tas-Tas nirgends zu sehen. Aber nicht schlimm, bald haben wir einen Fahrer gefunden, der uns zum Wat Ek Phnom fährt. Wat Ek Phnom ist eine alte Tempelruine, die genauso gut ins Angkor-Gebiet passen würde. Hier bekommt man wieder vor Augen geführt, wie weitreichend das Gebiet der alten Khmer war.
Direkt an die Ruine angegliedert ist ein neuer Tempelbau. Außerdem wacht eine riesige Buddha-Statue über dieses Tempelgebiet. Wat Ek Phnom ist wirklich sehenswert, sehr stimmungsvoll und hier herrscht definitiv kein Touristenverkehr.
Und so geht auch unser letzter Tag in Battambang zu Ende. Unser Fazit: Die sehr ursprüngliche Region Battambang ist noch abseits der Touristenpfade und ideal, um einen Eindruck über das alltägliche Leben in Kambodscha zu gewinnen. Wir können einen Besuch wirklich jedem nahe legen.