Der Wolkenpass befindet sich geographisch gesehen in der Mitte Vietnams. Hier verlief zu Zeiten des Vietnamkrieges die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Auch meteorologisch gesehen bildet der Pass eine Wetterschneise. Während es in der Gegend des nördlich gelegenen Hue recht häufig regnet, bleibt die Gegend um das südliche Hoi An eher trocken.
Wir verlassen Ninh Binh gegen Abend mit dem Zug und beziehen unser Schlafabteil. Das Abteil ist ein kleines Räumchen, unten zwei und oben zwei Pritschen. Wir beziehen gemäß unseren Tickets die oberen beiden. Unter sitzen drei Vietnamesen, zwei Erwachsene und ein kleines Mädchen. So weit, so gut…wir machen es uns bequem und der Zug setzt sich langsam in Bewegung.
Am nächsten Bahnhof steigen Leute zu und es tauchen weitere drei Erwachsene in unserem Abteil auf. Zuerst gehen wir davon aus, dass diese Leute bald wieder gehen, da es doch arg eng ist zu sechst in zwei Betten. Nach einer Weile wird uns aber klar, dass die Menschen bleiben. Und während wir uns oben zu zweit ausbreiten können, machen sich es unsere Abteilgefährten auf beengtem Platz bequem. Die Nacht im Zug ist eigentlich ganz okay, wir haben schon schlimmeres erlebt. Der ältere Mann unten schnarcht zwar, als gelte es den ganzen Regenwald nieder zu sägen. Die Klimaanlage kann nur 0 oder 100% leisten – also entweder ist es muffig heiß oder richtig kalt und hin und wieder poltert es doch arg, während der Zug über die Gleise hoppelt.
Am nächsten Morgen sind wir ausgeruht und freuen uns auf Hue, auch wenn der Blick aus dem Fenster uns nicht gerade erheitert: Regen. Gut, aber noch dauert es ja, bis wir Hue erreichen. Michael will nun erstmal die Zähne putzen und als er sich auf den Weg machen möchte, sind seine Schuhe weg. Wir suchen unter den unteren Betten und unsere Reisegefährten erzählen und erklären munter drauf los – wir verstehen aber kein Wort. Verärgert über den dreisten Schuhdieb schnappt sich Michael die Flipflops aus dem Rucksack und eilt Richtung Bad, während ich im Abteil zurückbleibe. Keine zwei Minuten kommt einer der unserer Abteilgefährten zurück – mit Michaels Schuhe an den Füssen. Ich kann es kaum glauben, aber er zuckt nur grinsend mit den Achseln und schlüpft aus den viel zu großen Schuhen. Das ungefragte Ausborgen von Schuhen scheint in Vietnam wohl normal zu sein. … und nein, es ist uns sonst auch nichts Abhanden gekommen. Man sollte aber natürlich wichtige Gegenstände beim Schlafen in der Öffentlichkeit immer direkt am Körper tragen.
Hier noch ein Bild von der Crew.
Bevor wir aussteigen, versorgen uns unsere Abteilgefährten noch mit eingepackten Küchelchen. Das ist nicht nötig, aber wir nehmen dankend an und die Leute strahlen. Was für tolle Menschen!
Hue, nördlich vom Wolkenpass gelegen, war früher mal eine Kaiserstadt. Dementsprechend gibt es hier jede Menge kulturelles und historisches zu sehen: Die Zitadelle, der An Dinh-Palast und nicht zuletzt prunkvolle Grabanlagen der verstorbenen Kaiser. Wir haben uns schon im Vorfeld schlau gemacht und besonders die Bilder der Kaisergräber gehen mir nicht mehr aus dem Kopf – die muss ich sehen!
Wir steigen aus und machen uns zu Fuß zu unserer Unterkunft, dem Nhu Phu Hotel. Und es regnet immer noch.
Wir beziehen unser Zimmer und stellen fest, dieses Mal kein Glück zu haben mit unserer Hotel-Auswahl. Es zieht kalte Luft ins Zimmer, weil das Fenster nicht ganz schließt. Aber gut, zum Schlafen wird es ausreichen. Und wir machen uns in unseren Regensachen wieder auf den Weg nach draußen. Erst einmal was frühstücken und dann wollen wir zur Zitadelle… im Regen?! Klar! Wir sind ja nicht aus Zucker. Trotzdem ist die Stimmung gedrückt und bereits auf dem Weg zur Zitadelle werden wir trotz Regenkombi klatschnass.
Die Zitadelle selbst ist wirklich sehenswert. Hier gibt es natürlich viel Außenanlage und durch den vielen Regen ist der Anblick sicher nicht so schön wie bei Sonnenschein.
Wir nehmen uns ein Taxi zurück zum Hotel. Wir sind durch die Nässe komplett durchgefroren und müssen dringend die Kleider wechseln. Da beim gestrigen Tag in Ninh Binh schon eine Garnitur nass wurde und nun die nächste ebenfalls nass ist, haben wir keine wirklich warmen Sachen mehr – vor allem keine trockenen Schuhe. Wir checken die Wetter App… Regen, Regen, Regen… so die Prognose für die kommenden Tage. Auch wenn wir nicht aus Zucker sind, kapitulieren wir. Wir brechen schweren Herzens unseren Aufenthalt in Hue verfrüht ab und ziehen schon am nächsten Tag weiter nach Hoi An, die südliche Stadt am Wolkenpass – wo das Wetter wesentlich besser sein soll.
In einem Café planen wir die Weiterreise. Morgen nach Hoi An und was tun mit den übrig gebliebenen Tagen, die für Hue geplant waren?! Wir entschließen uns, Da Lat im südlichen Hochland ins Programm zu nehmen.
Nach einer Nacht in unserem kalt-feuchtem Zimmer verlassen wir immer noch frierend und ohne trockene Schuhe Hue. Wir haben die herrschaftlichen Kaisergräber nie gesehen und es stimmt mich auch heute noch traurig, dieses Highlight verpasst zu haben. Aber was will man machen?! Hue ist eben die regenreichste Stadt Vietnams und diesem Titel hat sie während unserem Aufenthalt alle Ehre gemacht.
Aufgrund der verfrühten und ungeplanten Abreise haben wir keine andere Wahl als einen der vielen Busse zu nehmen. Das Hotel richtet uns die Weiterfahrt kurzfristig ein. Alle Busse fahren durch den Tunnel, der unter dem Wolkenpass hindurch führt. Eigentlich hatten wir geplant, über den Pass selbst zu fahren – was uns nun auch nicht möglich ist.
Nach kurzer Zeit sind wir schon in Hoi An und siehe da – es ist trocken!!! Zwar ist es recht bewölkt aber die Sonne lugt immer wieder mal hervor und die Luft ist warm. Hier kommen im Hien Hoa Villa* unter. Die Unterkunft ist wirklich toll und sehr modern. Per Roller werden wir vom Busterminal hingebracht – dieses Mal fahren zeitgleich mit zwei Rollern.
Hoi An liegt direkt am Meer. Wer aber wegen des Strandes nach Hoi An kommt, wird enttäuscht werden. Das Meer ist wirklich nicht so der Knaller.
Dafür ist die Stadt wunderbar. Ein Kleinod an der Küste mit malerischen Gassen, kleinen Handwerkerhäusern, belebten Märkten… für Fotografen eine wahre Schatzkiste.
So schön Hoi An auch am Tage ist. Abends in der Dunkelheit setzt das Städtchen noch einen drauf. Unzählige Lampions erhellen die Straßen. Ein wahrer Augenschmaus.
Am Abend des dritten Tages in Hoi An verlassen wir das kleine Städtchen via Nachtbus nach Da Lat.
Unser Fazit zum Wolkenpass, Hue und Hoi An: Letzteres hat uns wirklich sehr gut gefallen. Hue wäre sicherlich auch eine Reise wert gewesen, wenn das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte – ebenso die Fahrt über den Pass.